Wissenschaftsreportage / Technik
Wissenschafts- und Technikthemen mit der kreativen Stilform der Reportage zu verbinden, das ist meine Leidenschaft. So wird für die Leserinnen und Leser fühlbar, wie unsere Zukunft aussieht. Einige meiner großen Technik-Reportagen haben schon öffentliche Diskussionen in Gang gesetzt über die Frage, wie wir in Zukunft leben wollen.
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Science Notes 3/2019 - Ausschnitt
Wie eine Recherche in der virtuellen Realität nicht nur mein echtes Leben verändert hat, sondern mir gezeigt hat, wie relativ unsere Idee der scheinbar exklusiven Realität ist.
An einem Tag im Juni 2016 setze ich zum ersten Mal meinen Fuß in eine andere Realität. Ich stehe in der Abendsonne unter einem Baum. Die Blätter zeichnen ein Muster auf den Boden. Ich höre das Gemurmel von Menschen, die aussehen wie Roboter, der Himmel ist unglaublich tief.
Eigentlich steht mein Körper in meinem Wohnzimmer und doch bin ich ganz woanders. Ich habe mir ein klobiges Headset über den Kopf gestülpt, dicke Kopfhörer dazu, und befinde mich plötzlich in dieser anderen Welt. Sie heißt „Altspace VR“, diese Welt, und es ist ein sozialer Treffpunkt in der Virtuellen Realität. Hier geht es nicht um Spiele, sondern um das Soziale. Es gibt zu dieser Zeit drei oder vier ähnliche Treffpunkte dieser Art in der Virtuellen Welt.
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Die ZEIT, 7. Februar 2019 - Ausschnitt
Gefühle und Krankheiten, sogar Persönlichkeitsmerkmale lassen sich aus der menschlichen Stimme heraushören. Wir selbst sind dafür taub, aber Maschinen entschlüsseln die versteckten botschaften. Das sollte uns Sorgen machen
Björn Schuller ist ein mitreißender Redner. Aus seinem Mund fließen keine gleichförmigen, neutralen Sätze, es ist ein Auf und Ab, es wechseln euphorische Passagen mit nachdenklichen ab, er berichtet von Erfolgen und Herausforderungen in seiner Forschung rund um Computer, die Emotionen von Menschen entschlüsseln können. Das Publikum weiß, was er sagen wird, alle sind mit dem Thema befasst – dennoch hören alle gebannt zu. Es ist alles anders als bei vielen wissenschaftlichen Konferenzen: bei dieser Keynote der Konferenz „interEmotio“ des BMBF im Januar 2018 in Bonn macht das Zuhören Spaß.
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Die ZEIT, 22. Februar 2018 - Ausschnitt
Computertechnik fordert Augen und Ohren, alle anderen Sinne liegen brach. Jetzt machen Forscher digitale Welten fühlbar.
Ach, wäre er doch Musiker geblieben! Wie richtig und wie falsch zugleich dieser Wunsch ist, das zeigt sich in diesem schlichten Informatiklabor zwischen Kabeln und technischen Geräten. Brent Gillespie, Maschinenbau-Professor der University of Michigan und gerade für ein Forschungsfreisemester in Stuttgart, sitzt vor einem komplizierten mechanischen Aufbau. Er dreht hier und da vorsichtig an einer Schraube, schlägt die weiße Taste am einen Ende des Aufbaus an und beobachtet ganz genau, was das in der Apparatur bewirkt. Am anderen Ende, einen Meter entfernt, schlägt ein mit Filz überzogenes Hämmerchen auf eine Saite. »Steinway Action« steht auf einer kleinen Blechtafel, darunter eine Widmung. Diese Taste, mitsamt der Mechanik aus einem Konzertflügel ausgebaut, ist das Geschenk eines befreundeten Musikprofessors.
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Ein Ort für Helden
Im russischen Starcity trainieren derzeit alle Astronauten und Kosmonauten für ihren Raumflug. Juri Gagarin überragt sie alle in vielen Variationen. Aber jeder wird hier zum Helden, ungefragt. Dabei hat sich die Raumfahrt gewandelt: von draufgängerischen Zufallsgeschäft zur perfekt durchgeplanten Reise ins All. Ohne Risiko ist sie trotzdem nicht.
Der Schnee gibt alles, um diesen Helden zu begraben. Aber von wegen. Seine Schultern werden noch ein paar Zentimeter höher, und auch der Brustkorb strebt immer weiter nach oben. So wächst Juri Gagarin mit jeder der dicken Flocken, die an diesem Tag aus dem grauen Himmel fallen, über diesem Ort eine Stunde außerhalb von Moskau. Es schneit, als wolle es diese ganze geheime Stadt im Schnee begraben. Aber der Held in Stein ist nicht groß, er ist riesig. Er wird bis zuletzt alles überragen, die ganze Allee der Kosmonauten hier in Starcity, all die anderen Heldenmäler, die hier herumstehen, so selbstverständlich wie Bäume im Wald.
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Immer wieder sagen mir Menschen, sie würden anstatt einer Zeitung oder eines Magazins am liebsten meine Artikel abonnieren. Aber da ich Freiberuflerin bin und für viele verschiedene Verlage arbeite, ist das nicht möglich. Jetzt haben wir mit den Riffreportern eine neue Plattform für freien Journalismus geschaffen, auf der genau das möglich ist: In meiner Koralle 'Die VR Reporterin' schreibe ich regelmäßig über Themen aus der virtuellen Welt.
Im digitalen Raum entstehen gerade ganz neue Realitäten, und sie führen zu einer verrückten Entwicklung: Digitales und Physisches rücken wieder näher zusammen, näher als je zuvor in der Geschichte der Computer – und womöglich ist es auch gar kein Widerspruch. Forscher fragen zunehmend: Sind Dinge nicht letztlich nur Form gewordene Daten? Gleichzeitig fällt uns jetzt auf, was im Digitalen im allgemeinen wie im Virtuellen im Besonderen fehlt: Haptik beispielsweise. Forscher arbeiten daran, die Physik ins Virtuelle zu bringen, das Virtuelle fühlbar zu machen. Parallel wird die Realität um Virtuelles angereichert, sie wird erweitert.