Auslandsreportage mit Eva Wolfangel

 Eine junge, energiegeladene Generation will Afrika verändern: Die „Afropreneurs“ nutzen modernste Technik und sehen die Probleme ihrer Heimat als Chance. Zu Besuch bei Joseph-Olivier Biley, der mittels Drohnen und Künstlicher Intelligenz die Landwirtschaft revolutionieren will.

 Ben hält den sperrigen Koffer mit beiden Händen vor sich wie einen Käfig mit einem sehr seltenen Tier darin. Er trägt ihn vorbei an der Gummifabrik mit ihren schmutzigen weißen Wänden. Der stechende Geruch des heißen Gummis legt sich wie ein Schleier über die Kautschuk-Plantage „Tropical Rubber Côte d'Ivoire“ TRCI , aber Ben bemerkt ihn kaum. Er trägt seine wertvolle Fracht vorbei an den Setzlingen rechts des Wegs und den Jungbäumen von der Größe eines Kindes, vorbei am Fußball-Platz der Kautschuk-Plantage, auf dem Kinder für die nationale Liga trainieren, bis hin zum kleinen Weg, der in das Dickicht der großen Bäume führt. Sie verbreiten verlockenden Schatten, ein riesiger, dunkler Wald. Aber Ben spürt die Hitze nicht, die durch sein schwarzes Shirt auf der Haut brennt. Der junge Mann stellt den Koffer sanft ab, öffnet ihn, nimmt einen Rotor heraus, pustet sorgfältig auf das Gewinde und betrachtet ihn genau von allen Seiten durch seine Brille mit den roten Drahtbügeln. Es folgen weitere Rotoren, und eine Drohne, an der er vorsichtig einen der Rotoren nach dem anderen befestigt.

Der Fußball liegt längst verlassen im Tor, Kinder strömen von allen Seiten auf den jungen Mann zu, der kaum älter ist als die ältesten unter ihnen, und der inzwischen so konzentriert über einer Liste arbeitet, dass er den Trubel um sich herum kaum wahrnimmt. „Stelle sicher, dass die Propeller gut befestigt sind“ - Ben hakt das Kästchen ab. Es folgen Häkchen für „Teste, ob die Speicherkarte funktioniert“, „Schau ob die Batterie des Controllers geladen ist“, „Überprüfe die Einstellungen der Smartphone App“ und schließlich, als er das Gerät vorsichtig auf dem sandigen Boden abstellt, „Wähle eine gute Start-Oberfläche aus.“ Und noch während er „Flugvorbereitung abgeschlossen“ in seine Kopfhörer spricht, beginnen die Rotoren zu summen, das Summen wird immer lauter, Sand spritzt in alle Richtungen, die Drohne hebt ab. Ben schaut ihr noch lange nach, dann dreht er sich zu den Kindern um und lächelt stolz.

Es scheint als wolle er sagen „seht her, was möglich ist, kämpft für eure Träume“ - denn das hat er getan, seit er denken kann. Und als vor einem halben Jahr ein echter Unternehmen an seine Schule kam und sich mit ihm treffen wollte – da schwante ihm, dass nun sein Traum tatsächlich in Erfüllung gehen könnte.

Seither arbeitet der schweigsame junge Mann für das Startup WeFlyAgri, und seither startet er Drohnen hier in dieser riesigen Kautschuk-Plantage für ein besseres Leben. „Hier kann ich etwas verändern“, sagt er: mithilfe der Technik will er die Landwirtschaft in seiner Heimat effizienter machen, damit mehr Menschen von ihr leben können, und damit überhaupt mehr Menschen in der Welt essen können. „Wir Jungen sind die Gegenwart Afrikas, nicht die Zukunft“, sagt er, fast ein bisschen trotzig.

Alle zwei Sekunden schießt die Drohne ein Foto, sie absolviert über den Köpfen der Kinder eine ausgeklügelte Flugroute und sammelt so nach und nach Material für eine detaillierte Karte der gesamten Plantage, ein riesiges Gelände, das kein Mensch übersehen kann – zumindest nicht von unten.

Diese Perspektive von unten, sie war das Schlüsselerlebnis für Bens Chef Joseph-Olivier Biley, der 2017 mit zwei Bachelor-Abschlüssen in Marketing und Finanzen und einem Master in Management mit 24 Jahren voller Energie aus dem Silicon Valley in sein Heimatland zurück kam. Er sah überall Probleme – und jedes einzelne sah er als Chance. „Jedes Problem hat eine Lösung“, sagt er auf dem Weg durch die Plantage. Auch jenes, das er eines Tages mit seinem Vater erlebte und das Vater und Sohn nach einer langen Distanz wieder zu einem Team machte.

Wegen des Kriegs in seiner Heimat hatte der Sohn einige Jahre in Frankreich verbracht, immer allein mit der Mutter, stets den Vater vermissend, „er hat so hart gearbeitet für uns“, zum Schulabschluss kam er schließlich zurück, um dann für sein Studium nach Paris, London und Chicago zu reisen. In Paris wurde Biley als einer der acht besten Studierenden des Business College für den Master in San Francisco ausgewählt, wo er in Gründergeist badete in einem Gebäude voller Startup-Inkubatoren wie Rocket Space - „da hat Uber angefangen“.

 Er hätte im Silicon Valley bleiben können, „aber wieso hätte ich das tun sollen?“, fragt er beinahe empört. „Hier kann ich das Spiel noch verändern.“ Wozu Zeit verschwenden in Europa oder Amerika - „in Unternehmen, die nicht unsere Probleme haben?“ Probleme wie das, das sich vor den Füßen seines Vaters auftat, als er erstmals nach zwei Jahren wieder eine seiner Plantagen besuchte im Norden des Landes, vier Fahrtstunden von Abidjan – ohne Verkehr. Der Vater hatte regelmäßig mit dem Vorarbeiter telefoniert, und der ihm versichert, dass alles gut laufe. Der Vater hatte Geld geschickt. Und Dünger. Doch statt der erhofften grünen Oase fand er ein braunes Stück Land vor. Was eine Schmach vor dem eigenen Sohn!

 Die Rückfahrt verlief schweigsam, bis auf eine Frage des Sohnes: „Wie wäre es, wenn du diese Plantage aus der Ferne besuchen könntest?“ „Ich wäre dein erster Kunde.“ Und seither arbeitet Jospeh-Olivier Biley an dieser Vision: Drohnen erstellen eine exakte Karte der Plantage, die sowohl den Stand der Arbeiten als auch mögliche Pflanzenkrankheiten zeigt. Eine Künstliche Intelligenz soll aus diesen Bildern lernen zu erkennen, ob die Pflanzen gesund sind und welche Mittel gegen welche Art von Krankheit in welcher Menge geholfen haben; Plantagenbesitzer können mittels Virtueller Realität von jedem Ort der Erde aus durch ihre Plantage „fliegen“.

„Ich habe das alles erstmal für einen Witz gehalten“, sagt Yao Boue Justin. Der Manager der TRCI-Plantage steht unter den riesigen Bäumen und schaut, wie seine Arbeiter einen Baum nach dem anderen anritzen und kleine Eimer aufhängen, in die aus der Rinde zäher weißer Saft tropft: der Rohstoff für Gummi. Er erinnert sich gut, wie dieser junge Mann eines Tages in seinem Büro stand, im Büro der drittgrößten Kautschuk-Plantage der Welt, 1415 Hektar groß, 600 Arbeiter, eigene Schulen, Geschäfte, Fußballplätze, ein ganzes Dorf unter Kautschukbäumen, und eine Fabrik, die täglich 160 Tonnen produziert. Nur weil dieser Techniknerd nicht locker ließ, und weil er sich trotz seiner Ray-Ban-Sonnenbrille, der Gutchi-Uhr und den Nike-Turnschuhen erstaunlich gut mit den Problemen der Plantagen auskannte, ließ er ihn ein zweites Mal kommen.


Umgeben von Arbeitern in lila und blauen Anzügen scrollt der Plantagen-Chef an diesem Tag ratlos durch eine endlose Reihe an Fotos von Bäumen in Whatsapp. „Wie soll ich da durchblicken?“, fragt er? Die Arbeiter meinen es gut, sie informieren ihren Boss bei jedem Problem, bei jeder Frage, und schicken Fotos mit wortreichen Beschreibungen, wo dieser und jener Baum zu finden ist. Das alles soll einfacher werden dank Bileys App, die Fotos automatisch mit exakten Geo-Daten verknüpft: Justin wird in Zukunft mittels Virtueller Realität direkt zu den fraglichen Bäumen fliegen können, mit Headset direkt von seinem Büro aus.

 Für einen Witz hält er das Ganze schon lange nicht mehr. Auf den ersten Bildern, die ihm Biley beim zweiten Treffen zeigte, entdeckte er eine Pflanzenkrankheit, die vom Boden aus nicht zu sehen war. „Das hat mich überzeugt.“ Er habe gewusst, dass umliegende Plantagen von der Krankheit betroffen waren, „ich dachte, wir sind davon gekommen.“ Bis die Krankheit von den bis zu 40 Meter hohen Baumspitzen bis auf den Boden vorgedrungen und für Menschen sichtbar geworden wäre, wäre vieles zerstört gewesen. „So konnten wir früh eingreifen, das hat uns viel Ärger erspart.“ Wenn hingegen eines Tages eine künstliche Intelligenz nicht nur erkennt, welche Krankheit die Bäume haben, sondern automatisiert das richtige Mittel in der passenden Menge bestellt, wenn die App dann die Arbeiter an den richtigen Ort führt und protokolliert, was sich veränderte, dann erhöht das Produktivität.

Das alles ist möglich, davon ist Biley überzeugt. In Zusammenarbeit mit der Kooperative „Union“, die Kleinbauern vereinigt, die teils neben Export-Produkten wie Kautschuk, Palmöl und Kakao auch Essen für den lokalen Markt anbauen, will der Jungunternehmer eine möglichst breite Datenbasis bekommen. „Wir stellen ihnen unsere App kostenlos zur Verfügung“, so Biley. Im Gegenzug lernt der dahinterliegende Algorithmus aus allem, was die Bauern tun: Wie viel Dünger hat zu welchem Ergebnis geführt? Was gegen welche Krankheit geholfen? Was ist der perfekte Erntezeitpunkt? Wie schlimm war dieser Sturm und jenes Unwetter? Es gibt noch viel zu optimieren. „Hier in Afrika kann Automatisierung noch richtig viel bewegen“, sagt Biley, „wir können mit unseren Böden viel mehr Menschen ernähren, wir haben Potential.“

Dieses Potential, das spürt Biley auch bei seiner Generation. „Wir sind Afripreneurs“, sagt er, „Menschen, die keine Angst vor ihren Träumen haben, sondern die sie umsetzen.“ Das Ganze habe ihm schlaflose Nächte bereitet, „aber am Ende hast du was in der Hand.“ Dass er richtig liegt mit seinem Gefühl, habe er auf dem Changemaker-Summit in Dhakar gemerkt, für den er ausgewählt wurde. „Da waren lauter Leute wie ich – Menschen, die etwas verändern wollen.“ Das hat ihm Mut gemacht. Beinahe täglich hört er von seinen Mitstreitern in einer Whatsapp-Gruppe. „Wenn ich Unterstützung brauche, wo auch immer in Afrika: ich habe überall Gleichgesinnte.“

Seither reist er von einer Konferenz zur anderen und berichtet von seinem Startup, unzählige Awards erzählen ihre eigene Geschichte, 2017 setzte sich WeFlyAgri auf dem Startup-Forum bei der Wahl zum besten afrikanischen Startup gegen 10.000 Mitbewerber durch. Biley besucht auch die einschlägigen Konferenzen der Landwirtschaftsvereinigungen – immer auf der Suche nach Problemen, die er lösen könnte. Er tritt dort als Redner auf, und meistens ist er mit Abstand der Jüngste. „Aber dank der Auszeichnungen nehmen sie mich ernst.“

Nachdem er das Go der drittgrößten ivorischen Plantage hatte, brach gleich am nächsten Tag auf, um an den besten Schulen seiner Heimatstadt Abidjan die besten Schüler zu überzeugen, seine Mitkämpfer zu werden.

Der Tag, an Bens Traum wahr werden sollte, hatte ganz normal begonnen. Wie so oft hatte der stille Halbwaise, dessen Vater im Bürgerkrieg gefallen war, in der Mittagspause auf seinem Bett im Internat gesessen und an einem Roboter gebaut. Er war an dieser Schule gelandet nach einem Muster, das sich in seinem Leben mehrmals wiederholt hat: ein Lehrer ruft die Mutter an. „Ihr Sohn ist begabt, Sie sollten ihn fördern.“ Die Mutter fragt Ben: Was willst du machen? Und der sagt: Elektronik! So landete er nach der Grundschule auf einer weiterführenden, auf Elektronik spezialisierten Mittelschule, und seine Mutter, eine alleinerziehende Sekretärin kratzte alles Geld zusammen, um ihm nebenbei seinen größten Wunsch zu finanzieren: die Elektronik-Abendschule. Die Erlösung kam mit dem Internat, dem National Institute of Polytechnik: die begabtesten Schüler erhalten ein staatliches Stipendium, es gab sogar Taschengeld! Und während seine Freunde ihr Geld in Bars trugen, trug Ben seines in Elektronikläden.

„Da ist einer, der will die besten Schüler kennen lernen, komm schnell!“ Die Info seines Bettnachbarn kommt gerade rechtzeitig – und kurz darauf steht er vor diesem „Mr. Biley“ - wie er ihn heute noch ehrfürchtig nennt in diesem Startup, in dem sich alle mit Vornamen ansprechen. „Du bist also einer der Besten hier?“ „Das weiß ich nicht, aber eines kann ich versprechen: ich kann alles bauen, was mit Technologie und Elektronik zu tun hat.“ Keiner der Lehrer und Schüler widerspricht. Ein Handschlag, und Ben ist eingestellt.

Seit seinem Abschluss steht er täglich um 4 Uhr auf, drängelt sich in einen der unzähligen Kleinbusse, die die staubigen Straßen Abidjans entlang rauschen, um gegen sechs Uhr im Büro zu sein. „Wenn ich später starte, komme ich nicht mehr an.“ Angekommen atmet er erstmal durch: die blühenden Bäume duften, der Garten von Bileys Eltern ist schön schattig, und im Pavillion, in dem Biley ein kleines Großraumbüro eingerichtet hat, brummt eine Klimaanlage und 15 Computer.

Vor den Computern lauter junge Männer. Daniel, der eine digitale Karte aller Plantagen konstruiert und an „einem Google für Landwirtschaft“ arbeitet; Roland, der junge Android-Entwickler, der die perfekte App bauen will; und Paulin aus einem kleinen Dorf im Süden, der innerhalb von drei Monaten vom Praktikanten zum Chief Technology Officer aufgestiegen ist. Während sein Großvater als Kleinstfarmer vom eigenen Anbau lebte, findet sein Enkel: „Wir müssen die Welt ernähren, wir haben die Verantwortung, es besser zu machen als unsere Eltern und Großeltern.“ Die Sehnsucht, ihre Heimat zu verändern, sie ist bei jedem einzelnen zu spüren.

Ben steht hier am Tag nach dem Plantagenbesuch und schraubt an der Drohne, ein Modell des Marktführers DJI. Der Sand setzt den Rotoren zu, der Akku hält nicht besonders lange. Das alles wird Ben ändern. Gemeinsam mit Aekson, einem Luft- und Raumfahrt-Ingenieur aus Sambia, ebenfalls erst Mitte 20, debattiert er die Details der Drohne, deren Bauteile demnächst aus einem 3-D-Drucker kommen werden, die erste WeFly-Eigenentwicklung. „DJI ist ein asiatisches Unternehmen, sie haben eine asiatische Perspektive“, sagt Aekson, „wir in Afrika haben feindliche Umweltbedingungen.“ Deshalb bauen sie kurzerhand eine eigene Drohne.

Ben zeigt ihm, wie künftig Solarzellen auf der Drohne für eine längere Laufzeit sorgen sollen und wie er das neue Modell vor Sand und Wasser schützen will. „Technik-Abteilung, lasst uns kurz sprechen“, ruft Biley da in den Raum. Er hat mal wieder ein neues Problem ausgemacht, am Wochenende auf einer Landwirtschaftskonferenz: „Können unsere Drohnen auch Bäume zählen?“ Köpfe rauchen auf der Terrasse des Hauses. „Schwierig“, sagt Paulin, „von oben gehen sie ineinander über, eine KI wird kaum die einzelnen Baumkronen erkennen können.“ Er zeigt Bilder, von oben ein einziges Blättermeer.

Bis zum Abend hat die Technikabteilung eine Lösung erarbeitet. „Es geht nicht so, wie du gedacht hast“, sagt Paulin entschuldigend. „Völlig in Ordnung, du bist hier der Profi“, kontert der Chef. Mittels Ultraschallsensoren aber könnte es gehen, wenn die Drohnen nicht über den Bäumen sondern dazwischen fliegen, erklärt Paulin. Und auch für ein anderes Problem hat er eine Lösung mitgebracht: immer mal wieder verlieren die Drohnen Kontakt zum GPS-Signal. Paulin demonstriert ein eigenes System, mit dem drei Drohnen wie Leuchttürme ein Feld vermessen und den anderen den Weg weisen.

Während Biley und Paulin diese neuen Ideen am nächsten Tag Plantagenboss Justin präsentieren, kauern Ben und Aekson vor dem Büro am Boden und füttern den Laptop mit den neuesten Bildern. Immer wieder kommen Arbeiter und scherzen mit den jungen Männern, die schon so oft hier waren, dass sich Freundschaften ergeben haben. Dann packt Ben das VR-Headset aus, die Arbeiter „fliegen“ einer nach dem anderen durch die Plantage. „Wow, das ist nicht Virtuelle Realität, das ist Realität!“, ruft einer aus, den hier alle nur „Dr. Rubber“ nennen: er arbeitet seit 30 Jahren auf der Plantage. „Das wird junge Leute dazu bringen zu investieren“, sagt er beeindruckt, „das sichert unsere Jobs!“

Die Arbeiter fachsimpeln noch lange, Ben lauscht. „Wieso bist du eigentlich immer so still?“ fragt der muskulöse Plantagenarbeiter schließlich den schmalen Techniker. „Weil ich durch Zuhören am meisten lerne."

Die Rückfahrt ins Zentrum von Abidjan zieht sich. Quälend langsam schiebt sich eine riesige Kolonne aus Fahrzeugen vorbei an unzähligen Buden, an denen Menschen Hähnchen grillen und feilbieten und Kleidung nähen aus bunten Stoffen. Ben gähnt.

Auf dem Beifahrersitz sitzt Biley, schaut auf seine Uhr und seufzt: zwei Stunden sind vergangen seit dem Aufbruch an der Plantage, und jetzt geht gar nichts mehr. „Dafür arbeiten wir“, sagt er aufmunternd zu seinen Kollegen. Jeder Stau bestätigt ihn in seiner Mission. „Kein Mensch kann jeden Tag seine Plantage besuchen“, sagt, „jedenfalls dann nicht, wenn man auch noch etwas anderes zu tun hat.“ Die Infrastruktur ist einfach zu schlecht. Wieder ein Problem, das eine Chance ist.

„Lasst mich hier raus, ich habs nicht mehr weit“, sagt Ben schließlich und verschwindet zwischen kaputten Autos und Lastwagen, unter denen Menschen mit Schweißgeräten kauern und diese versuchen zu reparieren, dahinter verfallene oder nie fertig gewordene Häuser. In den dicken grauen Abgasen eines LKWs wird der schmale Mann schnell unsichtbar. Seine Gegenwart und seine Zukunft, sein altes und sein neues Leben – sie sind ein Kontrast.